Viele Erwachsene, Hobbysportler, Breitensportler oder Leistungssportler wollen aus unterschiedlichen Gründen Kraulschwimmen lernen. Die asynchrone und ganzheitliche Bewegung ist auf der einen Seite gut für die Fitness und die Gesundheit. Auf der anderen sieht Kraul geschmeidig effizient aus und bringt einen Schwimmer am schnellsten von A nach B. Doch so einfach ist der Schwimmstil nicht zu erlernen. Die doppelt asynchrone Bewegung der Arme und Beine, die Wasserlage, die seitliche Atmung, die Wende, usw. All das sind Stolpersteine, die Kraul-Neulinge darin hindern, dass ihre Fortschritte nicht so deutlich und schnell sind wie gewünscht.
Beim Schwimmen muss unser Gehirn einige komplexe Vorgänge miteinander verbinden und verarbeiten:
- Horizontale Lage: Wir Menschen befinden uns hauptsächlich beim Schlafen in der horizontalen Lage. Und jetzt verlangen wir von unserem Körper, dass er in dieser Lage Ausdauerleistungen und koordinative Höchstleistungen bringt. Das benötigt etwas Gewöhnungs- und Übungszeit.
- Orientierung: Geradeaus Schwimmen, an der Wasseroberfläche bleiben, die Leine nicht mit den Armen berühren, dem Mitschwimmer ausweichen, die Distanz zur Wand abschätzen, Gefahren am Boden und im Wasser ausweichen und vorhersehen. Und all das gleichzeitig – ohne Übung ist auch die Orientierung im Wasser nicht zu unterschätzen.
- Atmung: Im Wasser vollständig ausatmen und an der Oberfläche einatmen. Hört sich einfach an, ist aber nicht für jeden intuitiv. Vor allem die richtige und tiefe Ausatmung braucht Übung.
- Rumpfspannung: Die richtige Rumpfspannung ist wichtig, damit wir in der richtigen Lage an der Wasseroberfläche schwimmen. Um effizient zu schwimmen muss die Rumpfmuskulatur kontinuierlich angespannt sein, ohne dabei zu verkrampfen. Die richtige Balance ist das Schwierige dabei.
- Bein- & Armbewegung: Damit wir nicht nur oben am Wasser bleiben, sondern auch vorwärts schwimmen, müssen wir koordiniert unserer Beine und Arme bewegen. Das Ziel dabei ist es, effektiv und effizient vorwärts zu kommen, um möglichst schnell oder möglichst lang schwimmen zu können.
All die erwähnten Punkte werden von guten Schwimmern im Unterbewusstsein automatisch durchgeführt. Kraul-Neulinge haben da schon mehr „bewusste Arbeit“ zu leisten. Und neben all den oben genannten Punkten muss auch noch die richtige Technik bedacht werden:
- hoher Ellbogen im Wasser
- korrekter Abdruck beim Armzug (Trizeps-Arbeit)
- richtiger Rhythmus bei der Atmung
- hohe Hüfte für die Wasserlage
- angespannte, aber nicht verkrampfte Bauchmuskulatur
- Beinschlag mit richtiger Frequenz und in paralleler Ausführung
- Kopf nicht zu tief im Wasser
- möglichst geringe Kopfdrehung bei der Atmung
- richtige Position der Schultern beim Vorwärtsgleiten
- Streckung der Arme nach vorne ohne sie fallen zu lassen
- deutlicher Handflächendruck unter Wasser
- oberhalb der Wasseroberfläche den Arm locker nach vorne führen
- vollständig und tief ausatmen ohne zu Pressen oder Stocken
- usw.
Die Liste der Technikverbesserungen ist endlos, an so viele Details denken nicht einmal die Profi-Schwimmer gleichzeitig.
Unser Rat an Sie, lieber Kraul-Neuling: Konzentrieren Sie sich auf eine Technikoptimierung. Dafür mit Fokus.
Und wenn Sie meinen, dass Sie intelligenter und schneller sind als der Durchschnitt und deshalb zwei Dinge gleichzeitig optimieren können, dann liegen Sie leider falsch! Schwimmen ist eine komplexe Herausforderung für unser Hirn und unser Körper. Konzentrieren Sie sich auf eine Sache und Sie werden sehen, dass Sie Ihre gewünschten Fortschritte schneller erreichen.
Versuchen Sie es im nächsten Training. Fokussieren Sie sich pro Bahn nur auf eine Technikoptimierung. Eine Einzige. Ihr Schwimmstil wird leichter wirken und Sie werden sich im Wasser besser fühlen.